Langacker

Neuaufschluss Basaltlavatagebau „LANGACKER“ UND FELDLERCHE – Erfolgreiche vorgezogene Artenschutzmaßnahmen

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  • Feldlerche am Rande einer Brachfläche (Foto: Bischoff & Partner, K. Belzer)
  • Blick auf den Auffahrungsbereich (April 2013 (Foto: Bischoff & Partner, C. Hielscher)

Historie der Genehmigung Basaltlavatagebau „Langacker“

Im Januar 2005 beantragte die Rheinische Provinzial - Basalt und Lavawerke GmbH & Co. oHG (RPBL), Sinzig, mittels eines Rahmenbetriebsplanes den Neuaufschluss des Basaltlavatagebaus „Langacker“ einschließlich der Errichtung eines Werkstattgebäudes, einer Betriebstankstelle sowie einer stationären Brech- und Klassieranlage. Der Rahmenbetriebsplan wurde durch das Landesamt für Geologie und Bergbau, Mainz, am 12.12.2008 zugelassen.

Im Rahmen der faunistischen Erhebungen für die Genehmigungsunterlagen zum Rahmenbetriebsplan wurden 2006 in dem vorgesehen Tagebaugebiet (Ackerflächen) acht Brutpaare der europarechtlich geschützten Art Feldlerche festgestellt.

Zur Sicherung dieser lokalen Feldlerchenpopulation waren gemäß Planfeststellungsbeschluss vorgezogene Artenschutzmaßnahmen in Form der Anlage von Brachen auf den zukünftigen Abbauflächen durchzuführen. Der Erfolg dieser Maßnahmen ist im Rahmen eines Monitorings regelmäßig zu überprüfen.

Lage und Geologie

Der genehmigte Neuaufschluss des Basaltlavatagebaus „Langacker“ befindet sich in der Osteifel zwischen den Ortschaften Ochtendung und Plaidt im Landkreis Mayen-Koblenz und umfasst eine Fläche von ca. 50 ha, wovon ca. 40 ha die eigentliche Gewinnungsfläche bilden.

Der Tagebau „Langacker“ liegt innerhalb des Mittelrheinischen Beckens im Pellenzer Hügelland. In diesem Gebiet bestimmte die Nette als Nebenfluss des Rheins die Entwicklung der Landschaft. Sie fließt in vielen kleinen Mäanderbögen durch das Pellenzer Hügelland. Im Pellenzer Hügelland erheben sich zahlreiche vulkanische Basaltkegel aus dem quartären Osteifel-Vulkanismus. Durch diesen entstanden in der Nähe des Tagebaus „Langacker“ die großen Vulkanberge des Plaidter Hummerichs, Michelsberg und die Eiterköpfe. Aus den Eiterköpfen und dem Michelsberg floss basaltische Lava in mehreren Teilströmen nach Westen, verdrängte den 

Fluss Nette aus seinem Flussbett, verfüllte es und folgte diesem in nördlicher Richtung nach Plaidt. Die Länge dieses Basaltstromes beträgt ca. 5 km.

Das Tagebaugelände ist eine flache Verebnungsfläche – der aus dem Vulkanausbruch Maria Laach stammende Bims wurde bereits in den 50er/60er Jahren dort entnommen — die ausschließlich ackerbaulich genutzt wird; im Westen tieft sich direkt angrenzend das relativ enge, steil eingegrabene Nettetal ein. 

Bei der Lagerstätte handelt es sich um Basaltlava (Ergussbasalt) guter bis sehr guter Qualität, die nach Erkundungsbohrungen eine mittlere Mächtigkeit von ca. 15 bis 20 m aufweist.

Die folgende Abbildung zeigt den anstehenden Basalt in einem kleinen, ehemaligen Basaltsteinbruch direkt westlich im Übergang zum Nettetal.

Der Auffahrungsbetrieb mit den Erdarbeiten, der Errichtung des Werkstattgebäudes und der stationären Brech- und Klassieranlage begann im Jahre 2013; zur Ortslage von Ochtendung hin wurde ein Sichtschutzwall aufgeschüttet

Kurzcharakteristik Feldlerche (Alauda arvensis)

Als ursprüngliche Steppenbewohnerin ist die Feldlerche eine Charakterart der offenen Feldflur. Feldlerchen sind finken- bis starengroße, recht großflügelige und meist tarnfarbene Bodenvögel. Meist sind die Männchen deutlich größer als die Weibchen. Die Feldlerche besiedelt reich strukturiertes Ackerland, extensiv genutztes Grünland und Brachen sowie größere Heidegebiete; sie ist somit stark abhängig von der Bearbeitung der landwirtschaftlichen Kulturen. Die Brutreviere sind 0,25 bis 5 Hektar (1 ha = 10.000 m²) groß. Die maximalen Besiedlungsdichten sind bis zu fünf Brutpaare auf 10 Hektar. Das Nest wird in kurzer und lückiger Vegetation in einer Bodenmulde angelegt. Ab Mitte April bis Juli erfolgt die Eiablage, zwei Bruten sind üblich. Spätestens im August sind die letzten Jungen flügge. Ab Mitte April frisst die Feldlerche überwiegend Insekten, Spinnen, Regenwürmer und kleine Schnecken; die Jungen werden hauptsächlich mit Insekten gefüttert.

Als Teilzieher verlässt die Feldlerche ihre Brutgebiete, um den Herbst und den Winter in wärmeren Gebieten, überwiegend im Mittelmeerraum, zu verbringen.

Vorgezogene Artenschutzmaßnahme Feldlerche und Monitoring

Vor Auffahrungsbeginn 2013 wurde im Herbst 2012 im nördlichen Bereich der zukünftigen Tagebaufläche als vorgezogene Artenschutzmaßnahme für die Feldlerche eine Teilfläche gegrubbert/ gepflügt und als Brache (Schwarzbrache = durch Grubbern/Pflügen vegetationsfrei gehaltene Fläche) belassen. Diese Brachfläche und die gesamte zukünftige Tagebaufläche wurde im ersten Monitoringjahr 2013 von April bis Juli begangen und die Feldlerchenbrutreviere dokumentiert; die Ergebnisse der durch Herrn Braun, Struktur- und Genehmigungsdirektion Nord, Obere Naturschutzbehörde, parallel durchgeführten Begehungen flossen in die Auswertung mit ein. 

Als Ergebnis konnten mit 12 Revieren der Feldlerche mehr Reviere als vor der Tagebauauffahrung (8 Reviere 2006) festgestellt werden.

Die vorgezogenen Artenschutzmaßnahmen konnten im ersten Monitoringjahr somit als erfolgreich gewertet werden.

Im Herbst 2013 und 2014 wurde die Artenschutzmaßnahmen (Grubbern/Pflügen und Belassung als Brache) wiederum durchgeführt und durch das Monitoring begleitet.

Die folgenden Abbildungen zeigen die Artenschutzmaßnahmenflächen im März und Mai 2015. Im Rahmen der Ortsbegehungen des Monitorings 2015 (März bis Juli) konnten wiederum 12 Feldlerchenreviere erfasst werden; die folgende Abbildung gibt hierzu einen Überblick.

Fazit

Nach drei Jahren Monitoring ist festzuhalten: 

  • Die Brutrevieranzahl ist höher als vor Beginn des Tagebaus!
  • Die vorgezogen durchgeführten Artenschutzmaßnahmen (Grubbern/Pflügen und Belassung als Brache) waren erfolgreich im Sinne der Sicherung der lokalen Population der Feldlerche.
  • Die artenschutzrechtlichen Belange wurden berücksichtigt und die daraus resultierenden Maßnahmen erfolgreich umgesetzt.

Die Autoren

Joachim Rössler,

studierte Agrarwissenschaften-Fachrichtung Umweltsicherung und Entwicklung ländlicher Räume an der Universität Gießen. Mitinhaber des 1990 gegründeten Büros für Landschaftsökologie Bischoff & Partner, Stromberg.

Reinhard Patrzich,

studierte Biologie an der Universität Münster. Promotion zum Dr. rer. nat. im Fachbereich Biologie der Universität Gießen. Gesellschafter des 1993 gegründeten Büros für Landschaftsökologie Regioplan, Bad Nauheim.

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