Pechbrunn

Der Steinbruch am Großen Teichelberg

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Die Basaltwerk Pechbrunn GmbH betrieb bis zum 31.12.2018 den Basaltsteinbruch am Großen Teichelberg. Das abgebaute Gestein umfasste das außergewöhnlich hochwertige und homogene Gestein Olivinnephelinit (Basalt i. w. S.), das zu ebenso hochwertigen Gesteinskörnungen verarbeitet wurde. Nach jahrelangen Bemühungen scheiterte die notwendige Erweiterung, sodass im Jahr 2019 die Rekultivierung begann.

Der Basaltsteinbruch Pechbrunn liegt im Landkreis Tirschenreuth ca. 800 m südlich der Ortschaft Pechbrunn.

Der seit 1888 stattfindende Abbaubetrieb am Großen Teichelberg umfasste zum Zeitpunkt der Nutzungsaufgabe eine verritzte Gesamtfläche von ca. 51,3 ha.

Biotoptypen, Flora & Fauna

Die Abbaustätte ist überwiegend charakterisiert durch offene und häufig junge Vegetationsstadien, v. a. in der Peripherie sind aber auch ältere Stadien vorhanden.

Die Fahrweghalden, -ränder, Abraumhalden und Sohlen sind die flächenmäßig dominierenden Lebensraumtypen. Die sehr wechselhafte Vegetation ist meist relativ artenreich ausgebildet und wechselt je nach Feinmaterialgehalt und Substratdicke von Fluren mit einjährigen hin zu Beständen, in denen sich mehrjährige, meist ruderale Arten einstellen.

Die großflächigen Sohlbereiche mit nur dünnen Substratauflagen sind die extremsten Standorte des Steinbruches. Besonders bemerkenswert ist hier eine auf mehreren Tausend Quadratmetern stockende Acker-Filzkraut-Mauer-Pippau-Gesellschaft, in die immer wieder die Kelch-Steinsame eingemischt ist. Nur spärlich vorhanden sind auch erste Weidensukzessionen vorwiegend mit Sal-Weide.

Die Vegetation auf den großen Halden ist recht ähnlich ausgebildet, auch wenn die Standorte meist älter sind und so dementsprechend verstreut verschiedene Weiden-Gehölze aufweisen. Dominante Art ist die Sal-Weide. Die Krautschicht ist meist gering und die Bestände zeigen eine nur sehr langsame Entwicklung. Besonders charakteristisch für die Abraumhalden sind teils großflächig ausgebildete und artenreiche Habichtskrautfluren.

Felsstandorte sind entlang der gesamten südöstlichen Abbaugrenze vorhanden. Die Vegetation dieser extremen Standorte ist moos- und in kleinen Teilen auch flechtenreich. Aufgrund des extrem harten Gesteins können sich höhere Pflanzen wie der Stinkende Storchschnabel nur in geringer Zahl zwischen den einzelnen Basaltsäulen halten.

Zentral im Steinbruch liegt ein größeres, gut ausgebildetes Stillgewässer mit Rohrkolben-Röhrichten und eine Schwimmblatt-Gesellschaft mit dichten Beständen des Schwimmenden Laichkrautes. Am Gewässerrand sind auch erste Weidensukzessionen u. a. mit der Grau-Weide vorhanden, die sich aber nur sehr langsam entwickeln. Im Südwesten tritt Wasser aus, sodass sich dort während des Abbaus ein temporäres bis dauerhaftes Flachgewässer mit großen Übergangsbereichen gebildet hat.

Um den Steinbruch herum wachsen ältere Gehölzbereiche und Waldflächen. Die ca. 70 Jahre alten Flächen weisen schöne Waldbestände auf, die häufig durch Berg-Ahorn und Sommer-Linde geprägt sind. Eingemischt sind immer noch die Birken, die auf die ehemalige Erstbesiedlung verweisen. Die artenreiche Krautschicht ist in vielen Teilen dicht und waldtypisch. Bemerkenswert sind auch die am Fuße der Blockhalden im Übergang zum Wald wachsenden, hervorragend ausgebildeten Ahorn-Eschen-Wälder mit Vorkommen der Alpen-Hecken-Rose.

Pflanzenwelt

Im Steinbruch Pechbrunn konnten 226 Pflanzenarten festgestellt werden, was für eine Abbaustätte mit basenarmen Gesteinen ein sehr hoher und damit floristisch gesehen auch ein sehr guter Wert ist. Es konnten fünf gefährdete Arten der aktuellen Roten Liste von Bayern gefunden werden. Der Mauer-Pippau ist hierbei von besonderer Bedeutung, da die Art in Bayern stark gefährdet ist. Alle gefährdeten Arten wachsen vorzugsweise auf den trockenheißen Abraumhalden. Vergleicht man diese Werte mit anderen Steinbrüchen mit basenarmen Gesteinen, so liegt der Anteil gefährdeter Arten in Pechbrunn deutlich höher als in der Vergleichsgruppe.

Eine Besonderheit stellt im Steinbruch das große Vorkommen von verschiedenen Habichtskräutern dar. Insgesamt konnten mindestens elf verschiedene Arten nachgewiesen werden.

Vögel

Insgesamt wurden bei nur wenigen Begehungstagen bereits 31 Vogelarten festgestellt, darunter 29 Arten mit Brutverdacht. Besonders artenreich sind hierbei die älteren Sukzessionsflächen und Haldenbereiche. Typisch ist wie in vielen anderen Abbaustätten der Flussregenpfeifer, der die offenen Sohlenbereiche zur Brut nutzt.

Amphibien & Lurche

Es konnten sieben Arten nachgewiesen werden. Drei Arten stehen auf der Roten Liste von Bayern, bemerkenswert ist hierbei v. a. die Wechselkröte, die stark gefährdet ist. Als ausgesprochen typische Steinbruchbewohner können die Kreuzkröte und die Wechselkröte eingestuft werden.

Eine große Überraschung war der erst in den letzten Jahren festgestellte Kammmolch, der in betriebenen Steinbrüchen nicht häufig anzutreffen ist. Die Art besiedelt im Steinbruch in einer vermutlich mehrere hundert Individuen umfassenden Population das reich strukturierte und bewachsene Zentralgewässer, also den typischen Lebensraum der Art. Sie nutzte aber genauso den vegetationslosen Pumpensumpf mit den angrenzenden, mehr oder weniger gut ausgeprägten, nur spärlich bewachsenen Stillgewässerbereichen.

Während einer Begehung einige Wochen nach starken Regenfällen standen große, eigens für die Regenrückhaltung konzipierte Flächen bis zu 20 cm unter Wasser. Hier konnten Tausende Molchlarven festgestellt werden, die zumindest in Teilen dem Kammmolch zuzuordnen waren.

Rekultivierungsplanung von 1995

Die aktuell umzusetzende Planung von 1995 umfasst neben großen Flächen mit freier Sukzession die Anpflanzung von Laubmischwäldern in Kombination mit einem Schutzwall mit Waldrandbepflanzung und dem Belassen der Felssteilwände mit den vorgelagerten Schutthalden.

Ein besonderes Augenmerk wurde bereits 1995 auf die Erhaltung bzw. Entwicklung der Gewässer gelegt. So sollten im Nordwesten der Abbaustätte mehrere Stillgewässer entstehen. Im Südwesten sollte der dortige Quellbereich ebenfalls zur Entwicklung von mehreren Stillgewässern genutzt werden. Von dort aus sollte die Ableitung des Wassers durch die zentralen Teile der Abbaustätte erfolgen, wobei vereinzelt randlich abzweigend Feuchtflächen geplant waren. Rund 55 % der Abbaustätte sollten der freien Sukzession überlassen bleiben, die sich über Pionierstadien zu Trockenrasengesellschaften entwickeln würde. Auch die verzögerte Einwanderung von Gehölzarten war Teil der Planung. Eine Aufbringung von Substrat sollte mit Ausnahme der Waldflächen unterbleiben und so die Standortbedingungen hart und extrem gehalten werden.

Umsetzung der Rekultivierung

Bis 2019 waren in der Peripherie der Abbaustätte bereits ca. 8 ha rekultiviert. Hierbei handelt es sich im Wesentlichen um Waldrandzonen, Flächen mit freier Sukzession und kleinen Stillgewässern. Die Flächen weisen ein Alter von ca. 35 Jahre auf und haben sich artenreich mit dichten Waldsukzessionen entwickelt. Die Gewässer sind inzwischen allerdings verlandet, wobei sich in einer Fläche ein gut ausgebildetes Seggenried entwickelt hat.

Die wesentliche Umsetzung der Rekultivierung begann 2019 und konzentriert sich auf die offenen Vegetationsstadien, die Abraumhalden und die noch nicht abgeschlossene Anlage der Wälder. Die oben geschilderte Planung wurde ohne wesentliche Änderungen übernommen.

Das wesentliche naturschutzfachliche Ziel war es, die Eingriffe für die Gestaltung der Abbaustätte so gering wie möglich zu halten, um die bestehenden Vegetationsstadien nicht zu stören und dem Steinbruch die Zeit für die Entwicklung zu einem ökologisch hochwertigen Lebensraum zu geben.

Der besondere Fokus lag auch in der Erhaltung und Förderung der Stillgewässer als Lebensraum, u. a. für die bedeutenden Vorkommen des Kammmolchs. Entsprechend wurde das bestehende Entwässerungssystem beibehalten. Die Kontrollen 2022 haben ergeben, dass das Zentralgewässer trotz der extremen Trockenheit 2022 bislang nur geringe Wasserspiegelschwankungen aufweist. Der Quellbereich hat sich aktuell innerhalb von ca. zwei Jahren von einem Flachgewässer zu einem großen Stillgewässer entwickelt, in dem sich in Teilen bereits eine Schwimmpflanzenvegetation etabliert hat.

Landschaftlich spektakulär ist der Tiefenabbau eines Gesteinschlotes, in dem sich Wasser angesammelt hat. Die weitere Entwicklung dieses Bereiches wird spannend werden.

Quellen

Dr. Ulrich Tränkle

Der Autor

Ulrich Tränkle
geb. 1958, Dipl.-Biologe,
Dr. rer. nat. Geschäftsführung
AG. L. N. Blaubeure

Studium der Biologie mit anschließender Promotion an der Universität Hohenheim.

Doktorarbeit über ökologische Untersuchungen von betriebenen und aufgelassenen Steinbrüchen und Erforschung verschiedener Verfahren zur Renaturierung.

1995 Mitbegründer und langjähriger Geschäftsführer der AG.L.N. Blaubeuren. Arbeitsschwerpunkt: Durchführung von Genehmigungsverfahren für Steine-Erden-Unternehmen.