BPBV-Projekt Gelbbauchunke

Projektregion Nördliches Rheinland, Rheinland-Pfalz

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  • Blick auf den Minderberg nach Südosten, links im Bild zwei durch einen Radlader angelegte Laichgewässer. (Foto: Sybille Hennemann)
  • Gelbbauchunken (Foto: Sybille Hennemann)
  • Radlader im Einsatz; die verdichteten und wassergefüllten Fahrspuren bieten optimale Laichhabitate für die Gelbbauchunke (Foto: Sybille Hennemann)

Abbaubetriebe und Naturschutz in Kooperation – Aktiver Schutz für Gelbbauchunke & Co.

Ergänzend zu dem Artikel „Steinbrüche - Chancen sehen, Chancen nutzen“ von Jentschke et al. in diesem Band, soll in diesem Beitrag die Projektregion Nördliches Rheinland in Rheinland-Pfalz vorgestellt werden. Im Rahmen des bundesweiten Artenschutzprojektes „Stärkung und Vernetzung von Gelbbauchunkenvorkommen in Deutschland“, welches im Rahmen des Bundesprogramms Biologische Vielfalt (BPBV) vom Bundesamt für Naturschutz finanziert wird werden in Rheinland-Pfalz im Landkreis Neuwied in insgesamt 11 Projektgebieten Schutzmaßnahmen für die Gelbbauchunke durchgeführt. Die besondere Herausforderung für diese Region besteht darin, die vorhandenen Restpopulationen zu stärken und die Vorkommen der Gelbbauchunke innerhalb und außerhalb der Basaltsteinbrüche und Kiesabbaugebiete zu vernetzen. Start des Teilprojektes in Rheinland-Pfalz war der 01.08.2012.

Zur Erreichung dieser Ziele ist die Kooperation zwischen der Bergisch-Westerwälder Hartsteinwerke (BWH) - einer Zweigniederlassung der Basalt-Actien­Gesellschaft (BAG) - und dem Naturschutzbund Rheinland-Pfalz (NABU) von besonderer Bedeutung und unerlässlich. Die Basaltsteinbrüche Mehrberg und Minderberg haben hier eine wichtige Funktion als Verbindungsachse zwischen den einzelnen noch verbliebenen Populationen der Gelbbauchunke (Bombina variegata) entlang der Rheinachse. So finden alle Maßnahmen innerhalb der beiden Steinbrüche in enger Kooperation und Abstimmung mit der BAG statt. Im Jahr 2013 gelang im Rahmen der Erstuntersuchung und Überprüfung alter Vorkommensmeldungen im Landkreis Neuwied der Nachweis der Gelbbauchunke im Steinbruch Mehrberg. Daneben konnten auch Geburtshelferkröte (Alytes obstetricans) und Wechselkröte (Bufotes viridis) nachgewiesen werden. Alle Arten nutzten die temporär wasserführenden Tümpel und Fahrspuren zur Fortpflanzung. Aufgrund einer geringen Populations­größe, insbesondere bei der Gelbbauchunke, wurde eine gemeinsame Ortsbegehung mit Vertretern der BAG und des NABU am 25.10.2013 durchgeführt, um vor Ort Schutzmaßnahmen zu planen. Ziel der Maßnahmenplanung war es, parallel zu einem ungestörten Betriebsablauf die Lebensräume ­– insbesondere die Laichhabitate – zu optimieren. Die beiden Basaltsteinbrüche Mehrberg und Minderberg liegen unmittelbar nebeneinander und sind durch eine Zuwegung miteinander verbunden. Der Gesteinsabbau am Mehrberg ist eingestellt worden. Hier findet aktuell eine Auffüllung mit Erdmassen statt, sodass für die Maßnahmen zum Schutz der Gelbbauchunke im Randbereich des Werksgeländes ein Areal geschaffen wurde, welches auf unbestimmte Zeit nicht verfüllt wird. Hier wurde durch die BAG ein Radlader mit Maschinenführer zur Verfügung gestellt, um Mulden, Fahrspuren und weitere Rohbodenflächen anzulegen sowie den Boden für die Wasserhaltung durch das schwere Gerät zu verdichten. Diese Flächen konnten durch Abgrenzung mit großen Findlingen für den laufenden Betrieb kenntlich gemacht werden. Weiterhin bleiben die bereits vorhandenen Kleinstgewässer am westlich angrenzenden Lagerplatz erhalten. Am Verbindungsweg zwischen den beiden Abbaugebieten wurden im Straßengraben temporäre Kleinstgewässer als Trittsteine angelegt. Der Gesteinsabbau am Minderberg wird aktuell fortgeführt. Hier wurden in einem Bereich, der sich derzeit nicht im Abbau befindet, ein Tümpelkomplex aus mehreren Kleinstgewässern sowie Fahrspuren angelegt. Grund hierfür war die geringe Anzahl vorhandener und wasserführender Laichgewässer, wie bei den Begehungen im Jahr 2013 festgestellt wurde. Daneben bietet der Steinbruch besonnte Offenflächen; der erforderliche Pioniercharakter der Laichgewässer ist bereits vorhanden.

Beide Steinbrüche sind umgeben von strukturreichen Waldflächen. Hier befinden sich ausreichende Landlebensräume mit vielfältigen Versteckmöglichkeiten und Überwinterungsquartieren. 

Man stellte im Rahmen der Erstuntersuchung fest, dass sich ohne zukünftige Schutzmaßnahmen der Erhaltungszustand der Gelbbauchunke, der Geburtshelferkröte sowie der Wechselkröte weiter verschlechtern würde. Notwendig war somit die Anlage weiterer Laichgewässer. Nachdem die Kleinstgewässer im folgenden Frühjahr und Sommer begutachtet wurden, folgten im Projektjahr 2014 weitere Maßnahmen zur Ausbesserung der bereits bestehenden Kleinstgewässer und zur Anlage weiterer Mulden, Fahrspuren und Rohbodenflächen. 

Das Gesamtprojekt endet zum 28.02.2018, sodass in den kommenden beiden Jahren weiterhin die Maßnahmeerfolge dokumentiert und verfolgt werden. In manchen Bereichen müssen ggf. weitere Maßnahmen durchgeführt oder bereits durchgeführte optimiert werden, um langfristig den Erhalt und die Vernetzung der Arten zu gewährleisten. Dies geschieht in enger Zusammenarbeit mit den Beteiligten der BAG.

Die Autorin

Sybille Hennemann

geboren 1984 in Limburg an der  Lahn; 2008 – 2012 Studium der Landschaftsarchitektur; Schwerpunkt Naturschutz, Landschaftspflege und Umweltprüfung an der Hochschule Geisenheim University; seit 2012 Projektmitarbeiterin im BPBV Projekt Gelbbauchunke, Projektleitung in der Projektregion Nördliches Rheinland/ Rheinland-Pfalz; seit 2013 bei der Planungsgruppe Natur und Umwelt (PGNU) in Frankfurt a. M. beschäftigt; Arbeitsschwerpunkte: Faunistische Kartierungen, Fachgutachten, Monitoring und Ökologische Baubegleitung.

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